Abgasemissionen: ADAC hat Modelle vom Kleinwagen bis zum Kleinbus getestet

Guter Verbrauch für einen gestandenen 3,0-Tonner mit neun Plätzen, aber schlechte Schadstoffwerte im ADAC-Test: Citroëns „Spacetourer“ liegt im Umweltranking nur auf Platz 73 (Foto: Citroen)
Guter Verbrauch für einen gestandenen 3,0-Tonner mit neun Plätzen, aber schlechte Schadstoffwerte im ADAC-Test: Citroëns „Spacetourer“ liegt im Umweltranking nur auf Platz 73 (Foto: Citroen)
Johannes Reichel

Der ADAC-EcoTest wertet Modelle vom Kleinwagen bis zum Kleinbus in einer Liste. Der „Citroën Spacetourer“ als bisher einziges Nutzfahrzeug kommt schlecht weg. Elektro und Erdgas sind im Ranking vorn Das war so nicht zu erwarten: Der „Citroën Spacetourer“ schwächelt im ADAC-EcoTest. Der Automobilverband attestiert dem Van zwar einen der Tonnage angemessenen Verbrauch, jedoch auch erhöhte Stickoxidwerte im Realbetrieb. In der jüngsten Auflage seines EcoTest hat der ADAC weitere Modelle auf Emissionen an CO2 sowie Stickoxid (NOX), Feinstaub und Kohlenwasserstoffe (HC) getestet. Von den mittlerweile 77 nach den strengeren Regularien gelisteten Fahrzeugen gibt es zwar diverse antriebstechnische Querverweise ins Segment der leichten Nutzfahrzeuge. Allerdings ist nur eines davon auch als Nutzfahrzeugvariante auf dem Markt: Der Citroën Spacetourer, der als 150-PS-Diesel-Euro-6-Version im Test war und baugleich mit dem „Citroën Jumpy“ ist.
Für einen Neunsitzer gut
Der ADAC befand nicht nur den im Vergleich zu den Werksangaben erhöhten Verbrauch von 6,9 statt 5,3 l/100 km für mäßig, sondern vor allem den Ausstoß sonstiger Schadstoffe wie Stickoxid und Feinstaub. Daher bekam der erst im vergangenen Jahr vorgestellte Transporter, wiederum baugleich mit dem „Peugeot Expert“ und dem „Toyota Proace“, im Ranking des Automobilverbandes nur einen von fünf Sternen und belegt den fünftletzten Platz. Allerdings werden im Ranking Fahrzeuge vom Kleinwagen bis zum Minibus zusammen gelistet. Der PSA-Konzern selbst, der wirbt, als erster und einziger Hersteller freiwillig und unabhängig geprüfte Realverbrauchswerte zu veröffentlichen, gab mit 7,5 l/100 km sogar einen höheren Wert als der ADAC an.
Die nach dem strengeren neuen Schema des ADAC-Tests erzielten Verbrauchswerte des Spacetourer liegen für sich betrachtet auf dem Niveau des nach altem EcoTest-Schema bewerteten „Volkswagen T6 2,0 TDI“ (102 PS, 6,9 l/100 km), der zum „Vito“ baugleichen „Mercedes- Benz V-Klasse“ (190 PS, 7,0 l/100 km) und des „Renault Trafic 140 DCI“ (145 PS, 7,2 l/100 km). Sie liegen damit branchenüblich und im Verhältnis zur Tonnage und Beförderungskapazität angemessen.
Ein Citroën-Sprecher kritisierte denn auch, dass der ADACEcoTest nicht nach Beförderungskapazität und Gesamtgewicht urteile, sondern Kleinwagen im gleichen Ranking wie Neunsitzer-Kleinbusse wie den Spacetourer aufführe. Die erhöhten Stickoxidwerte führte der Hersteller auf die Messmethodik im ADAC-EcoTest zurück, die sich von den eigenen Messungen unterscheide. Beim Stickoxidausstoß liegen Modelle wie der Van „Ford Galaxy“ übrigens noch weit schlechter. Als schwierig empfand der Hersteller auch, dass eine schlechte Wertung im NOX-Bereich die komplette Schadstoffbewertung der anderen Emissionsarten wie HC und Partikel deckle.
Nicht Stand der Technik
Nach Ansicht des ADAC entsprechen die eingesetzten Abgassysteme der meisten Benziner- und Dieselmodelle nicht dem Stand des technisch Machbaren. „Viele Autofahrer sind wegen der Abgasmanipulationen und drohender Fahrverbote stark verunsichert. Wir bieten mit einem verschärften ADAC EcoTest Orientierung, wenn es um die tatsächlichen Schadstoffemissionen und realitätsnahe Verbrauchsangaben geht“, erläuterte Thomas Burkhardt, Vizepräsident für Technik beim ADAC. Bedauerlich sei, dass die Hersteller weiterhin viel zu wenig unternähmen, um längst vorhandene Emissionstechnologien für einen effektiven Schutz der Umwelt in ihren Fahrzeugen einzusetzen, zeigte sich Burkhardt enttäuscht.
Die vorderen Plätze beim ADAC EcoTest belegen derzeit Elektro- und Hybridfahrzeuge wie der „Nissan Leaf Acenta“, der über den zum Kleintransporter „Nissan eNV200“ baugleichen Antriebsstrang verfügt. Dieser wurde bereits 2015 mit fünf Sternen bewertet. Auch das Brennstoffzellenauto „Toyota Mirai“ erhielt die Höchstnote. Fünf Pkw mit Benzin- und nur zwei mit Dieselantrieb erreichten vier Sterne. Von den drei Plug-in-Hybriden, die Benzinund Elektromotor mit externer Stromlademöglichkeit kombinieren, erhält kein Fahrzeug eine Empfehlung. Als einziges ohne E-Unterstützung mit einem Verbrennungsmotor angetriebenes Fahrzeug die volle Bewertung mit fünf Sternen erhielt der „Skoda Octavia GTec“. Das Erdgasfahrzeug teilt sich den Antrieb wiederum mit dem „VW Caddy TGI“. Dessen TDI-Pendant hatte in einem 2015er-ADAC-EcoTest nach altem Schema ebenso vier Sterne erhalten wie auch der Klassenvertreter „Fiat Doblò Natural Power“, ein CNG-Auto.
Erdgas grenzwertsicher
„Die ab September 2017 neu geltende Partikelgrenze für Benzin-Direkteinspritzer konnte von kaum einem Modell eingehalten werden. Erdgas hingegen unterschreitet die Grenze mühelos und emittiert nahezu keine NOX-Partikel“, kommentierte der Verband Zukunft Erdgas die ADAC-Messungen.
Der ADAC reklamiert, Fahrzeuge realitätsnäher zu prüfen als Hersteller und staatliche Institutionen. Der Verband hat die Pkw-Modelle nicht nur nach dem neuen WLTP-Verfahren und mit 200 Kilogramm Ballast an Bord getestet, sondern noch einen Autobahnzyklus mit forciertem Tempo ergänzt. Darüber hinaus wurden Realverkehrsmessungen nach dem Real-Driving- Emission-Standard durchgeführt (RDE). Vor allem wurden alle mit vier und fünf Sternen bewerteten Fahrzeuge einem weiteren RDE-Test unterzogen, um zu prüfen, ob sie nicht nur im Labor gute Werte erzielen.
Während viele Diesel mit einem hohen Stickoxidausstoß (NOX) zu kämpfen haben, müssen die meisten modernen Benzin-Direkteinspritzer mit einem teils extrem hohen Partikelausstoß zurechtkommen, der Ursache für entsprechende Feinstaubbelastung ist. Einige Hersteller wie VW, Daimler und Renault haben darauf reagiert und bauen künftig Partikelfilter nach dem Diesel-Vorbild in ihre Benzindirekteinspritzer- Modelle ein. Dadurch könnte sich allerdings wiederum der Verbrauch, also CO2-Ausstoß, erhöhen wie bei vielen Diesel- Modellen nach Einführung der Rußpartikelfilter.
Als ökologisch empfehlenswert betrachtet der Verband nur Fahrzeuge mit vier und fünf Sternen, derzeit nur 14 Modelle. Wie sagte ADAC-Technikleiter Reinhard Kolke jüngst der Süddeutschen Zeitung: „Wir sind bei der Beratung am Ende“.

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