Mercedes-Benz: Die Zukunft ist digital und elektrisch

Die Van-Sparte von Mercedes-Benz peilt für 2018 in Deutschland eine neue Rekordmarke an und bereitet sich in den Servicebetrieben auf die Digitalisierung sowie Elektromobilität vor. MB-Vans-Vertriebschef: "Die E-Mobilität ist unumkehrbar".
 Total digital: In den Mercedes-Benz-Vans-Betrieben sollen die Prozesse zunehmend elektronisch erfasst werden, wie etwa die Reparaturabwicklung mit Videounterstützung. (Foto: J. Reichel)
Total digital: In den Mercedes-Benz-Vans-Betrieben sollen die Prozesse zunehmend elektronisch erfasst werden, wie etwa die Reparaturabwicklung mit Videounterstützung. (Foto: J. Reichel)
Johannes Reichel

Die Transportersparte des Daimler-Konzerns Mercedes-Benz Vans strebt für 2018 in Deutschland eine weitere Rekordmarke im Verkauf an. Bis zum dritten Quartal hatte der MB-Vans-Handel bereits 72.000 Fahrzeuge abgesetzt, was eine Steigerung von neun Prozent gegenüber 2016 bedeutet. Wenn die Hochrechnungen für das vierte Quartal zuträfen, dann könnte man bis Ende des Jahres die Marke von 100.000 Fahrzeugen übertreffen, gab sich MB-Vans-Deutschland-Geschäftsleister Vertrieb Jochen Dimter bei einem Gespräch in Berlin zuversichtlich. Zugelegt hat modellseitig vor allem der Citan, der absolut betrachtet laut Dimter im dritten Quartal 13 Prozent über dem Vorjahr lag. Der Kompaktvan "Vito" legte um drei Prozent zu, während der Sprinter sich kurz vor der Präsentation des Nachfolgers auf Vorjahresniveau bewegt. Zu verdanken seien die erfreulichen Verkaufszahlen laut Dimter, neben dem Privatkundengeschäft mit Pkw-Kombis und Wohnmobilen, vor allem der durch den E-Commerce boomenden KEP-Branche sowie den gut gehenden Geschäften im Baugewerbe. Auch die Sonder- und Spezialfahrzeuge etwa für Behörden und Feuerwehren legten stark zu.

Individuelle Produkte und Mietmodelle gefragt

Generell konstatiert der MB-Vans-Vertriebsmann eine zunehmende Nachfrage nach individuellen Lösungen, weshalb man auch neben den Standards Kastenwagen und Kombis zunehmend die Spezialisierung mithilfe von Aufbauherstellern suche. Dem trage man auch im Miet- und Leasinggeschäft Rechnung. Abseits des Standard-Programms von Charter Way gebe es dort Branchen- und Ausbaulösungen mit flexiblen Laufzeiten von einer Stunde bis zur Langzeitmiete. Gerade Branchen mit ausgeprägten Stoßzeiten wie das KEP-Segment vor Weihnachten, wo zwanzig Prozent mehr Fahrzeugkapazitäten gefragt seien, verlangten danach.

Steigende Nachfrage spüre man aber auch beim Thema Elektromobilität, wo der Vertriebschef als Highlight den Rahmenvertrag über 1.500 elektrisch angetriebene Transporter mit KEP-Logistiker Hermes Group aufführte. Der Handel sei umso erstaunlicher gewesen, als das Fahrzeug zum Zeitpunkt des Abschlusses noch gar nicht existierte, wie der Vertriebsmann berichtete. Dennoch sähen die Logistiker in Anbetracht der drohenden Einfahrbeschränkungen ihr Geschäftsmodell mit konventionellen Fahrzeugen als gefährdet an und müssten sich entsprechend wappnen. Aber auch aus anderen Branchen will der MB-Vans-Vertrieb Anzeichen erhalten haben, dass das Interesse, in die Elektromobilität einzusteigen zunehme.

Elektromobilität über die gesamte Flotte

"Die Elektromobilität ist unumkehrbar", zeigte sich Dimter überzeugt. Man wolle dem mit der kompletten Elektrifizierung des Produktprogramms, beginnend mit dem "eVito" im Jahr 2018, Rechnung tragen. Im Jahr 2019 soll dann der "eSprinter" auf Basis des neuen Modells folgen, auch der "Citan" soll - dann wohl mithilfe des Kooperationspartners Renault - elektrifiziert werden. Neben dem reinen Kauf oder Erwerb der E-Fahrzeuge will Mercedes die Kunden aber auch mit der passenden Infrastruktur und Telematik versorgen. Den Anfang dafür macht eine beim Sprinter Innovation Campus Anfang Dezember vorgestellte App, mit der Kunden den Einsatz von E-Transportern simulieren können mit der Bezeichnung "MB Vans Ready App". Bei den E-Fahrzeugen sei man auch offen für etwaige Skalierungen der Akkutechnik, starte jetzt aber mal mit einer Reichweite von 150 km aus drei Akkumodulen beim eVito, so Dimter. Werkstattseitig habe man seit dem Vito E-Cell schon Expertise und sei in der Basis entsprechend auf die neuen Anforderungen vorbereitet.

Zusätzliche Dienstleistungen

Je weniger künftig an Reparaturleistungen in der Werkstatt zu erbringen sind, desto mehr will sich MB Vans zusätzlichen Dienstleistungen rund um den Transporter verschreiben. "Das hat sich im vergangenen Jahr stark konkretisiert. Wir sind hier mitten in einem Transformationsprozess", berichtet Dimter. Begonnen wurde etwa mit der Digitalisierung des Datenflusses über einen MB Pro Connect Adapter, der auch in älteren Modellen nachrüstbar ist und mit Basisdiensten aufwartet. Dazu gehört auch eine App, die über Fahrzeugstandort, Zustand und etwaige Wartungsvorkommen informiert. Diese sollen künftig sukzessive erweitert werden, im neuen Sprinter ist das funktionserweiterte Modul mit GPS-Ortung dann erstmals Serie. Vor allem soll auch der Laderaum in die Digitalisierung mit einbezogen werden.

Bereits in einem Pilotprojekt mit Amazon in Bochum erprobt und in 68 Betrieben verfügbar wird zudem das sogenannte "Logistik Partner Programm", bei dem der Transporterhersteller ein komplettes Betreiberkonzept inklusive Fahrzeug- und Parkraummanagement und Sharingoption mit Car2ShareCargo realisiert. Weiter forcieren will man auch die Zertifizierung von Betrieben als "Mercedes-Benz Van Pro Center", die dem Kunden spezielle Transporterkompetenzen anbieten könnten. Darüber hinaus sollen an größeren Standorten sogenannte "Van Performance Center" noch dediziertere Leistungen für Transporterkunden bieten.

Werkstattseitig trägt MB Vans diesem Trend Rechnung mit der zunehmenden Digitalisierung der Abläufe. Herausragend ist hier etwa ein Pilotprojekt "Visible Workshop", bei dem der Kunde Videos aus der Werkstatt über fällige Reparaturen erhält. Damit wolle man zum einen zusätzliche Transparenz schaffen, wie Dimter skizziert. Zum anderen sollen die Prozesse im Betrieb verschlankt werden, weil etwa langwieriges Telefonieren und Freigeben von Reparaturen wegfiele. Auch die Auftragsannahme soll zunehmend Online erfolgen. Ziel sei das papierlose Büro und die Realisierung einer "elektronischen Akte" für Reparaturen.

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