City-Logistik: MAN stellt D08-Motoren auf SCR-Technik um

Der Lkw-Hersteller MAN stellt die Abgasreinigung der kleinen und mittleren Baureihe von EGR auf SCR um und verspricht einen um fünf Prozent niedrigeren Verbrauch, längere Ölwechselintervalle und höhere Robustheit. Das Interieur in allen Baureihen wurde ebenfalls aufgewertet.
Der saubere Diesel: MAN hat die D08-Baureihe komplett überarbeitet und setzt jetzt neben einem Partikelfilter ausschließlich auf SCR. (Foto: MAN)
Der saubere Diesel: MAN hat die D08-Baureihe komplett überarbeitet und setzt jetzt neben einem Partikelfilter ausschließlich auf SCR. (Foto: MAN)
Johannes Reichel

MAN hat den "D08"-Motor komplett überarbeitet und setzt jetzt ausschließlich auf SCR-Abgasreinigung zur Erfüllung der Euro-VI-Norm. Das alte Abgasrückführungssystem mit komplexer Ladeluftkühlung wurde komplett abgebaut. Auch der in den Topvarianten eingesetzte zweite Turbolader fiel im Zuge der motorischen Erneuerung weg. Stattdessen kann laut MAN durch die volle Abgaszufuhr ein kleinerer, preiswerterer und robusterer Wastegateturbolader zum Einsatz kommen. Damit sollen die Aggregate im Falle des D08-Vierzylinders um 47 Kilo, beim D08-Sechszylinder um 103 Kilo leichter sein. Allerdings steigt systembedingt der Verbrauch an AdBlue von drei auf etwa sechs Prozent des Diesel. Damit kommen auch größere Harnstofftanks zum Einsatz mit 35 und wahlweise 65 Litern, die einen Teil des Nutzlastgewinns wieder tilgen.

Der einfachere Aufbau verbessere vor allem auch die Wartungsfreundlichkeit und die Zuverlässigkeit, verspricht der Hersteller. Außerdem soll der Verbrauch des sogenannten "D08SCR"-Aggregates um 5,5 Prozent niedriger liegen zum Vorgänger, ermöglicht vor allem durch die höhere Abgastemperatur. Der um ein Viertel geringere Ölverbrauch ermöglicht ein erhöhtes Wartungsintervall von bis zu 80.000 Kilometern gegenüber zuvor 60.000 Kilometern, der Partikelfilter muss nur alle 450.000 statt zuvor 300.000 Kilometer entleert werden. Statt einer Ölwanne aus Aluminium genügt jetzt eine Wanne aus Kunststoff, die außerdem dazu beiträgt die Geräusche zu reduzieren. Der D08SCR-Motor soll leiser geworden sein, was sich bei ersten Proberunden subjektiv bestätigte. Auch das Leistungsvermögen des 320-PS-Top-Aggregats hat nicht gelitten, in einem auf 15 Tonnen beladenen 18-Tonner-TGM hatte das Aggregat keinerlei Mühe, zügig durchzubeschleunigen und flott hochzudrehen, ohne dabei laut oder rau zu werden.

Ergänzt wurden zudem neue Funktionen für das "TipMatic"-Getriebe wie ein Kriechmodus in mittleren Gängen, wo jetzt etwa bei Stop-&Go oder Langsamfahrt ohne Gas (Idle Speed Driving) nicht mehr ausgekuppelt wird. Das soll auch den Kupplungsverschleiß reduzieren. Bei der Proberunde erwies sich dieses Feature als angenehm, der TGM ließ sich geschmeidig im Zuckeltempo bewegen. Die Drehmomente der Motoren blieben bis auf den mittleren Vierzylinder (+50 Nm) unverändert, die Leistunsstufen wurden leicht angepasst und liegen jetzt bei 160, 190 und 220 PS beim ausschließlich im TGL eingesetzten Vierzylinder-Motor sowie 250, 290 und 320 PS beim Sechszylinder-Aggregat, das im TGM verwendet wird. Die Motoren sollen zudem über eine hohe Schwefelverträglichkeit verfügen und sich generell für den Weiterverkauf in außereuropäisches Ausland leicht auf Euro 4 und 5 zurückrüsten lassen.

Aufgewertet: Edleres Interieur, praktischere Ergonomie

Die kleinen und mittleren Lkw aus München erhielten eine Aufwertung des Arbeitsplatzes, der Regler für die Gangwahl sitzt jetzt im Armaturenbrett, die Handbremskonsole wurde verschlankt. Die Tastenfelder wurden jetzt nach thematischen Blöcken gegliedert, etwa Fahrerassistenz oder Traktion. Zudem kommen attraktivere Sitzbezüge sowie Armauflagen in den Türen und zweifarbige Kunststoffe in beige oder grau zum Einsatz. Die Konnektivität wurde durch die bessere Anbindung des Smartphones per Apple Carplay oder Android Mirror Link verbessert. Im Zentraldisplay gibt es jetzt einen 4-Zoll-TFT-Farbscreen statt der monochromen Anzeige.

In den langen L-, LX-, XL-, XLX- und XXL-Fahrerhäusern, wie sie vor allem bei MAN TGX und TGS zum Einsatz kommen, wurde auch der Wohnbereich überarbeitet. Dazu gehört neben dem neuen voll unter der Liege versenkbaren Kühlschrank eine neue halboffene Ablagenkonsole statt dem alten Netz und Schwanenhalsleuchten an den Betten. Über ein neues Bedienmodul mit integriertem Wecker und USB-Anschlüssen lassen sich alle wichtigen Komfortfunktionen steuern. Bei der TGX-Baureihe gibt es nun ein Akustikpaket, das mit umfangreichen Dämmmaßnahmen das Geräuschniveau in der Kabine reduziert. Als neue Funktionalität des Abstandstempomaten ACC hat der Hersteller einen Stop-and-Go-Assistenten ergänzt. Er regelt den Abstand zum Vorausfahrenden auch bei niedrigen Geschwindigkeiten automatisch, bremst das Fahrzeug, wenn nötig, bis zum Stillstand und fährt bei kurzen Stopps auch selbstständig wieder an. Der Aktive Notbremsassistent ABA2 ist in allen Baureihen ab sofort nicht mehr deaktivierbar.

Auf dem für MAN neuen Feld der Transporter führt der Hersteller jetzt wie Konzerngeschwister von Volkswagen Nutzfahrzeuge die schweren Varianten des TGE mit Heck- sowie Allradantrieb bis 5,0 Tonnen und diversen Ab-Werk-Aufbauten im Ein- und Zweirechnungsgeschäft in den Markt ein.

Beim Thema Telematik rüstet der Hersteller jeden Euro 6-Lkw mit einer sogeanannten RIO-Box aus. Sie eröffnet als technische Schnittstelle den Zugang zu dem auf der IAA 2016 präsentierten Digitalangebot von Volkswagen Truck & Bus. Über die cloud-basierte Technologielösung sollen Kunden bald zentral auf die unterschiedlichsten Daten ihrer Flotte zugreifen sowie zahlreiche Services aus der Transport- und Logistik-Branche nutzen können, verspricht der Hersteller.

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