Stickoxidemissionen: Diesel-Pkw als Hauptverursacher

UBA-Messungen bei moderaten Temperaturen unter 20 Grad ergeben für Euro-6-Diesel dramatisch erhöhte NOx-Werte im Realverkehr. Nur 19 Prozent der Emissionen gehen auf das Konto von Lkw.
 Alles ist relativ: Lkw nehmen sich im Vergleich zu den Stickoxidemissionen von Diesel-Pkw fast bescheiden aus, Busse und Benziner sind fast marginal. (Grafik: Umweltbundesamt/TREMOD 5.64 / HBEFA 3.3)
Alles ist relativ: Lkw nehmen sich im Vergleich zu den Stickoxidemissionen von Diesel-Pkw fast bescheiden aus, Busse und Benziner sind fast marginal. (Grafik: Umweltbundesamt/TREMOD 5.64 / HBEFA 3.3)
Johannes Reichel

Das Umweltbundesamt (UBA) hat bei der Messung der Realemission von Stickoxid bei Diesel-Pkw massiv erhöhte Werte festgestellt. Das Amt, eine Behörde des Bundes, hatte die Messungen, anders als bei den Tests im Labor, bei Außentemperaturen unter 20 Grad vorgenommen. Schließlich würden etwa die Hälfte der Pkw-Fahrleistungen in Deutschland bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius erbracht, so die Begründung. Die jeweils 25 Diesel-Fahrzeuge der Euro-6-Norm sowie der Euro-5-Norm Werte lagen um ein vielfaches über dem Grenzwert. Mit durchschnittlich 767 mg NOx/km übertrafen die Emissionen die ursprüngliche angenommen 575 mg NOx/km sogar deutlich.

Unterhalb der im Labor üblichen 20 bis 30 Grad Celsius stiegen die NOx-Emissionen stark an – je kälter desto mehr, stellt das UBA fest. Unter Berücksichtigung dieses Temperatureffektes seien die Euro-5-Diesel-Pkw am schmutzigsten: Diese lägen bei durchschnittlich 906 mg NOx/km und damit um 403 Prozent über dem Grenzwert von 180 mg NOx/km. Bei Euro 4 sind es laut Amt durchschnittlich 674 mg NOx/km, also 170 Prozent mehr als der in diesem Fall gültige Grenzwert von 250 mg NOx/km. Bei den neuen Euro-6-Diesel-Pkw ohne verbindlichen „RDE-Straßentest (RDE = Real Driving Emissions)“, für die aktuell ein Grenzwert von 80 mg NOx/km gilt, ergaben die Messungen im Mittel 507 mg NOx/km – eine Überschreitung um 534 Prozent.

Damit stoßen Diesel-Pkw zugleich deutlich mehr Stickoxid aus als Lastwagen, bei denen die technisch im Prinzip identische Abgasreinigungstechnik mit SCR-Katalysatoren offenbar besser und vor allem so gut wie unabhängig von den Witterungszuständen funktioniert. Dies hatten bereits diverse Messungen von Umweltorganisationen nachgewiesen, zuletzt etwa das ICCT, das eine Mercedes-Benz V-Klasse einem Mercedes-Benz Actros gegenübergestellte. Die Forscher erhoben die Daten eines 420 PS starken, mit 28 Tonnen beladenen Sattelzugs, der in einem 187-Kilometer-Realtest auf 158 Milligramm Stickoxid pro Kilometer kam. Im Vergleich dazu emittierte die Mercedes-Benz-V-Klasse der Euro-6-Norm mit SCR-Abgasreinigung und 190-PS-Sechzylinder-Diesel-Motor, baugleich mit dem Transporter „Vito“, im Realbetrieb 300 bis 500 Milligramm pro Kilometer.

Generell zeigten die Untersuchungen des UBA damit einmal mehr, dass der Großteil der Stickoxidemissionen im Straßenverkehr mit fast drei Vierteln (72,5 Prozent) auf das Konto von Diesel-Pkw gehen. Nur 19 Prozent stammen von Lkw. „Die Luft in den Städten muss sauber werden. Ich sehe hier ganz klar die Autoindustrie in der Verantwortung, die eine Lösung anbieten muss, welche Verbraucherinnen und Verbraucher nicht belastet“, appellierte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. Zu den Modellen und Fabrikaten, die das UBA gemessen hat, wurden keine spezifischen Angaben gemacht, auch etwa, ob leichte Nutzfahrzeuge mit im Messportfolio waren. Es habe sich um Fahrzeuge der Gattungen vom Kleinwagen bis zum SUV gehandelt, so die Aussage des UBA. (jr/ha)

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