Flüsterleise unterwegs im Allgäu

Redaktion (allg.)
Die Allgäuer Spedition Maxmüller setzt einen Elektro-Lkw im Verteilerverkehr ein. Der 18-Tonnen-Elektro-Lkw stammt aus der Umbauschmiede der Schweizer E-Force One.
 
Der „Iveco Stralis“ heißt nach dem Umbau „Eforce“.HUSS-VERLAG/Robert Domina
Der „Iveco Stralis“ heißt nach dem Umbau „Eforce“.HUSS-VERLAG/Robert Domina
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Opfenbach nahe Wangen im Allgäu ist jetzt nicht unbedingt der Mittelpunkt der Welt. Aber: Opfenbach ist ganz vorne dabei, wenn es um die praxisnahe Einführung der E-Mobilität geht. Genauer gesagt ist es die am Ort ansässige Spedition & Logistik Max Müller, die dieser Tage mit dem ersten vollelektrisch operierenden 18-Tonner den Einstieg ins E-Zeitalter im klassischen Nahverkehr feierte. Geschäftsführer Walter Müller ist zu Recht stolz, den dritten Elektro-18-Tonner in Deutschland in Betrieb zu nehmen: „In wenigen Jahren werden die fossilen Brennstoffe knapp, da bin ich mir sicher. Ich denke, auch für die Zukunft unserer Kinder müssen wir neue Technologien schneller vorantreiben, und das tun wir jetzt.“ Lieferant für den E-Lkw ist die Firma E-Force One aus dem schweizerischen Fehraltorf. Der 18-Tonner mit dem Marken-Signet „Eforce“ an der Front ist bereits das zehnte ausgelieferte Fahrzeug. Sieben laufen in der Schweiz, nunmehr drei in Deutschland, darunter ein Getränke-Verteiler der Dresdener Feldschlösschen-Brauerei.

Als Basis dient den Schweizer Entwicklern rund um das Vater- Sohn-Gespann Hansjoerg und Flavio Cueni nutzen das Fahrgestell eines „Iveco Stralis“. „Wir reißen dem Stralis sozusagen das Herz heraus und bauen stattdessen unseren kompletten E-Antrieb ein“, erklärt Flavio Cueni durchaus die Umwandlung vom Diesel- zum E-Truck. Nach der Herz-Transplantation trägt der ehemalige Iveco dann stolz den Markennamen Eforce auf der Frontklappe. Warum ausgerechnet eine Fahrgestell von Iveco? Flavio Cueno: „Mit Iveco haben wir die besten Erfahrungen gemacht, was die Zusammenarbeit betrifft. Dort gewährt man uns Zutritt in die Tiefen der Can-Bus-Strukturen, so dass wir unseren Antrieb wirklich voll in das Gesamtsystem Lkw integrieren können." Und das ist nicht ganz unwichtig, schließlich muss der Eforce alle gesetzlichen Vorgaben bezüglich Fahrsicherheit und Bremstechnik, inklusive eines funktionierenden ESP erfüllen. Welche Hindernisse sich hier auftürmen können, zeigt schon die Tatsache, dass der Eforce bei der ersten Überprüfung der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) durchfiel. Unerwartet auch die Hürden bei der Erfüllung der Geräuschvorgaben: Zwar fürs menschliche Ohr kaum hörbar, können die zwar leisen aber hohen Frequenzen des E-Lkw in der Vorbeifahrt ebenfalls Probleme bereiten, weil die geltenden Messverfahren auf viel tiefere Frequenzen abgestimmt sind.

Ist schon der Umbau und die Typprüfung eine beachtliche Ingenieursleitung, stellt die Zulassung und die Beschaffung hierzulande ein weiteres dickes Brett dar, das es zu bohren gilt. Immerhin rund 350.000 Euro ruft E-Force One für den komplett aufgebauten 18-Tonner auf. In der Schweiz lässt sich dank großzügiger Fördermittel und Befreiungen von Steuer und Maut, damit schon fast kostendeckend operieren.

Max-Müller-Geschäftsführer und Initiator Walter Müller sieht die Situation hierzulande nüchtern: „Hier werden einem eher Stecken in die Speichen geworfen, da musst du selber aktiv werden.“ Schließlich seien, so Müller, 22 Jahre bei dem gegebenen Beschaffungspreis eine etwas arg lange Amortisationszeit. Und so wurde man aktiv: Zusammen mit dem örtlichen CSU-Landtags-Abgeordneten und verkehrspolitischem Sprecher Eberhard Rotter ging man gleich den richtigen Weg und beantragte Fördermittel beim Land Bayern, die letztlich auch in Höhe von fast 100.000 Euro bewilligt wurden. „Bis dahin gab es halt gar nix“, mahnt Walter Müller die etwas trägen Strukturen zur Förderung der E-Mobilität an, und empfiehlt "Hartnäckigkeit" auf dem langen und steinigen Weg zu Fördertöpfen, die teilweise noch gar nicht eingerichtet sind...