Fachkräftemangel: Personalarbeit von strategischer Bedeutung

Rund 120 Teilnehmer tauschten sich am 2. Juni 2016 auf dem ersten HR-Summit Logistik & Mobilität in der IHK Frankfurt über Chancen und Herausforderungen der Personalarbeit aus. Klar wurde: Immer noch hat die Transportlogistikbranche Imageprobleme.
Foto: Mainblick
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Torsten Buchholz

Die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern in der Transportlogistikbranche wird immer schwieriger. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Handlungsfelder der Personalarbeit in der Logistik“, die Professor Kai-Oliver Schocke vom Zentrum für Logistik, Mobilität und Nachhaltigkeit (ZLMN) an der Frankfurt University of Applied Sciences auf dem HR-Summit Logistik & Mobilität präsentierte. Die Teilnehmer des Kongresses diskutierten über die Ergebnisse. Bei 83 Prozent der Unternehmen der Transportlogistikbranche hat sich der Aufwand für die Beschaffung geeigneter Mitarbeiter in den vergangenen fünf Jahren deutlich erhöht. Es mangelt vor allem an Führungskräften, Fachkräften für Umschlag und Lagerlogistik sowie an Disponenten und Fahrern.

Entsprechend engagiert zeigen sich die Unternehmen beim Thema Nachwuchsfachkräfte: 81 Prozent bilden in ihrem Betrieb aus. „Viele Unternehmen bilden zwar aus, haben aber Probleme qualifizierte Bewerber zu finden“, sagt Schocke. Die Befragten stufen vor allem das Image der Branche als wesentlichen Faktor ein, der das Recruiting erschwert: Lediglich ein Viertel der Teilnehmer gibt ihm die Note „Gut“, ein weiteres Viertel bewertet es sogar „Schlecht“. Rund 50 Prozent vergeben ein „Befriedigend“. Weitere Gründe für den Fachkräftemangel sehen die Personalverantwortlichen in der geringen Bezahlung im Vergleich zu anderen Branchen sowie in den teilweise unregelmäßigen Arbeitszeiten. Die Transportlogistikunternehmen setzen der Studie zufolge auf unterschiedliche Maßnahmen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. Mehr als die Hälfte der befragten Firmen bietet ihren Beschäftigten unbefristete Arbeitsverträge, ein Viertel der Befragten stellt sogar 90 Prozent seiner Mitarbeiter unbefristet an. Übertarifliche Löhne sind für 57 Prozent der Studienteilnehmer ein Muss.

61 Prozent sehen die Unterstützung der Mitarbeiter bei der Aus-, Weiter- und Fortbildung als motivationsfördernd an, allerdings ist lediglich etwa die Hälfte aller Befragten bereit, Mitarbeiter für Qualifizierungsmaßnahmen freizustellen. „Es ist keine einfache Herausforderung für die Unternehmen, ihre Mitarbeiter durch Weiterbildung auf die zukünftigen Anforderungen vorzubereiten“, so André Kavai, Geschäftsführer beim Rhein-Main-Verkehrsverbund während der Podiumsdiskussion auf dem HR-Summit Logistik & Mobilität.

Bei der Betriebszugehörigkeit zeigt sich die mittelständisch geprägte Branche solide: Fast ein Drittel der Unternehmen bindet seine Belegschaft im Durchschnitt für fünf bis zehn Jahre, 40 Prozent zwischen zehn und 20 Jahre und zwölf Prozent können sogar eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von mindestens 25 Jahren vorweisen.

Nur ein Fünftel der befragten Unternehmen besitzt keine eigenständige Personalabteilung, etwa die Hälfte betrachtet sie allerdings als reine interne Dienstleistung. Lediglich ein Viertel misst ihr eine strategische Bedeutung bei. „Die HR-Abteilungen in der Logistik müssen stärker konzeptionell arbeiten, um mit ausreichend Gestaltungsmöglichkeiten aktiv und rechtzeitig auf Bedarfssituationen Einfluss zu nehmen“, erklärt Elke Wasser, Geschäftsführerin Logistic Training Center.

Die Hauptaufgaben der Personalabteilung liegen in den Bereichen Rekrutierung, Administration und Weiterbildung. Rund die Hälfte der Befragten setzt auf Personalgespräche und gezielte Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung. Wasser: „Die Personalabteilungen sind noch viel zu oft Erfüllungsgehilfen der Geschäftsführung. Stückwerk können wir uns auf Dauer nicht leisten, wenn wir den Fachkräftemangel effektiv angehen wollen.“ Denn: Der zunehmende Einfluss der Digitalisierung, die steigenden Anforderungsprofile auf Unternehmens- und die Erwartungshaltungen auf Bewerberseite erfordern eine stärker konzeptionelle Ausrichtung der Personalarbeit in der Transport- und Logistikbranche.

Im Eröffnungsvortrag des HR-Summit Logistik & Mobilität betonte Professor Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung und frisch gewähltes Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Logistik (BVL), den Stellenwert der Digitalisierung. „Wir müssen den Wandel gestalten“, lautete dabei sein Credo. Dass diese Entwicklung nicht nur zu mehr Effizienz, sondern auch zu einer gesteigerten Attraktivität für qualifizierte

In Bezug auf die Digitalisierung und die sich dadurch verändernde Arbeitswelt gehen die Meinungen der Befragten in der Studie übrigens weit auseinander: Etwa ein Drittel der Personalverantwortlichen sieht kurzfristig keinen Handlungsbedarf, ein weiteres Drittel hingegen erkennt eine Notwendigkeit, zeitnah umfangreiche interne Qualifizierungsmaßnahmen durchzuführen. Die Mehrheit der Befragten hält eine Anpassung innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre für angemessen. Langfristig wird sich die Digitalisierung nach Meinung der Befragten auch auf die Lehrinhalte in Schule und Ausbildung auswirken. Schocke: „In der Branche herrscht eine abwartende Haltung vor, der große Umbruch beim Thema Digitalisierung steht noch bevor.“

Unternehmen der Transportlogistikbranche stehen besonders bei der Suche nach den sogenannten High-Potentials im scharfen Wettbewerb mit anderen Branchen. Nach Meinung der Talkrunde beim HR-Summit Logistik & Mobilität ist eine zentrale Aufgabe für Human Resources, die Digitalisierung als Chance zu nutzen, um Arbeitsplätze attraktiver und nicht nur effizienter zu gestalten. „Wir nutzen das Internet beispielsweise zur bedarfsgerechten Schulung und Weiterbildung unserer Mitarbeiter und haben damit bisher sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Markus Bappert, Geschäftsführer von Ludwig Meyer Logistik. „Die Zukunftsfähigkeit der Branche ist eng damit verknüpft, inwieweit Unternehmer bereit sind, sich selbst weiterzubilden und ihre bestehenden Prozesse zu hinterfragen“, meint Kavai.

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