IAA Nutzfahrzeuge: „Diesel wird noch lange eine wichtige Rolle spielen“

Zuwächse in den bedeutenden Märkten geben Schub für die IAA in Hannover. Diesel wird weiterhin gebraucht, zunehmend ergänzt von Erdgas und Elektro sowie Hybrid. Für die weitere Reduzierung des Verbrauchs benötige man einen integrierten Ansatz, nicht die isolierte Betrachtung des Antriebsstrangs, ist VDA-Präsident Wissmann überzeugt.
Gute Aussichten: VDA-Präsident Matthias Wissmann entwarf ein positives Bild von Markt und technischer Entwicklung bei den Nutzfahrzeugen. Die Vernetzung und Digitalisierung biete Chancen. (Foto: J. Reichel)
Gute Aussichten: VDA-Präsident Matthias Wissmann entwarf ein positives Bild von Markt und technischer Entwicklung bei den Nutzfahrzeugen. Die Vernetzung und Digitalisierung biete Chancen. (Foto: J. Reichel)
Johannes Reichel

Mit guten Marktdaten strebt die Branche auf die größte Nutzfahrzeugschau der Welt, die IAA Nutzfahrzeuge (22.-29. September), zu. Der Präsident des veranstaltenden Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, zeichnete bei einem Presseworkshop in Frankfurt ein positives Bild. Vor allem auch am europäischen Markt laufe es gut, wichtige Märkte wie Frankreich, Großbritannien und Italien hätten das Vorjahresniveau deutlich zweistellig übertroffen, an der Spitze stünden Spanien und die Niederlande. Der Erholungsprozess sei stabil. Der Transporterbereich entwickle sich bestens und sei in den vergangenen zwei Jahren jeweils zweistellig gewachsen.

Im Hinblick auf die Abgasmanipulationen im Pkw-Bereich betonte Wissmann, die Hersteller müssten ihre Glaubwürdigkeit neu unter Beweis stellen. Klar sei aber auch, der Dieselmotor habe eindeutige Stärken. „Ohne den Diesel können wir die anspruchsvollen Klimaziele nicht erreichen. Wir brauchen ihn insbesondere beim schweren Lkw“, sagte Wissmann. Und hier gelte umso mehr: „Der Diesel ist sauber und wird noch lange Zeit eine wichtige Rolle spielen.“ Moderne Nutzfahrzeuge seien in den Emissionen vorbildlich, hier werde bereits seit 2003 im Realbetrieb mit sogenannten PEMS-Messgeräten der Schadstoffausstoß ermittelt, das sei mittlerweile Standard und der Lkw sei hier einen Schritt voraus. „Die Schadstoffreduzierung ist bei den Nutzfahrzeugen heute weitgehend abgeschlossen“, erklärte Wissmann. Es gebe viel mehr Stellgrößen für die Reduzierung der CO2-Emissionen als nur den Motor, deutete Wissmann an. „Wir forcieren den integrierten Ansatz und warnen vor isolierter Betrachtung einzelner Bauteile“. Effiziente Logistikprozesse, die Infrastruktur, Fahrerverhalten oder Reifen hätten hier Einfluss.

Man müsse die gesamten Flotten, nicht nur die neuen Fahrzeuge betrachten. Bis 2020 könne der CO2-Ausstoß mit Hilfe eines integrierten Ansatzes gegenüber 2005 um weitere 20 Prozent gesenkt werden, so die Einschätzung des VDA-Chefs. „Bei allem Bekenntnis zum Diesel, alternative Antriebe werden zunehmend wichtig“, fügte Wissmann hinzu und erwähnte das Beispiel Erdgas, das vor allem im Bussegment bereits erfolgreich sei, aber darüber hinaus auch für Lkw großes Potenzial besitze. Dafür brauche es aber eine gute Tankinfrastruktur, wie es die „Clean-Power for Transport“-Initiative der EU mit einem europaweiten Erdgas-Tankstellennetz vorhabe. „Hier müssen rasch Taten folgen“, forderte Wissmann. Aber auch dem Elektro- und Hybridantrieb spricht er großes Potenzial für den Liefer- und Verteilerverkehr zu. Das alles geschehe vor dem Hintergrund des Wachstums der Städte und der Zuwächse im E-Commerce.

Zum vollständigen Bild gehöre allerdings, dass diese Innovationen höhere Kosten mit sich brächten, die CO2-Vermeidungskosten seien im Fahrzeugbau deutlich höher als in anderen Sektoren. Es brauche daher einen verlässlichen regulatorischen Rahmen. Das angekündigte Förderprogramm für die Speditions- und Transportbranche sollte hier ein kraftvolles Signal setzen, forderte Wissmann.

Auch der Lang-Lkw verfügt nach Wissmanns Überzeugung über große Chancen zur CO2-Reduzierung, bis zu 25 Prozent. Der Feldversuch habe gezeigt, dass es nicht zu einer Verlagerung auf die Schiene komme.

Viele Chancen sieht Wissmann auch in der Digitalisierung der Lkw. „Die Vernetzung bietet die Chance, mit den Transportmengen noch effizienter umzugehen und das Wachstum effizient zu bewältigen“, bekräftigte der Präsident. Nutzfahrzeuge seien darüber hinaus prädestiniert für das automatisierte Fahren, erklärte der Wissmann im Hinblick auf die Versuche mit „Platooning“-Fahrten im Lkw-Verbund. Bis zu zehn Prozent am Kraftstoff ließe sich mit dieser Technologie sparen.

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