Grüne Logistik: Bodan bietet Bühne für alternative Antriebe

Der Naturkostgroßhändler Bodan aus Überlingen am Bodensee und der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) haben erstmals ein Forum „Grüne Logistik“ veranstaltet. Logistiker und Fuhrparkmanager aus ganz Deutschland konnten sich dabei über alternative Antriebslösungen informieren.
Grüne Logistiklösungen im Blick: Naturkosthändler Bodan veranstaltete eine „Leistungsschau“ der alternativen Antriebe, von DAFs Silent-Modell bis zu Erdgas-, Hybrid- und Elektro-Lkw. (Foto: J. Reichel)
Grüne Logistiklösungen im Blick: Naturkosthändler Bodan veranstaltete eine „Leistungsschau“ der alternativen Antriebe, von DAFs Silent-Modell bis zu Erdgas-, Hybrid- und Elektro-Lkw. (Foto: J. Reichel)
Johannes Reichel

„Die Ära der Dieselfahrzeuge neigt sich ihrem Ende zu, umweltfreundlicheren Antrieben gehört die Zukunft“, skizziert der Lebensmittelgroßhändler in seiner Einladung. Dabei präsentierten zahlreiche Hersteller ihre Lösungen für alternative Distributionsfahrzeuge und Kühlkomponenten. „Wir stehen an der Schwelle zur Neuerfindung der Mobilität“, steckte BNN-Geschäftsführerin Elke Röder den Rahmen. Die Naturkostbranche müsse hier auch in der Logistik mit gutem Beispiel vorangehen.

Der Politik zeigen, was möglich ist

Bodan-Logistik-Geschäftsführer Dieter Hallerbach erklärte, man trete auch ohne auf die Politik zu warten den Beweis an, dass die Logistik nachhaltiger gestaltet werden kann. Dies sei das Gebot der Stunde und eine blanke Notwendigkeit, die der Klimawandel gebiete. Die Branche dürfe nicht warten, bis die Bedingungen besser würden oder die Lösungen sich sofort rechneten, jedes Unternehmen müsse schon heute den irgend möglichen Teil beitragen. Das zahle sich langfristig nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch aus, auch wenn die Kunden nur bedingt bereit seien, für „grüne Logistik“ wesentlich mehr zu bezahlen. Dennoch werde „nachhaltiger Transport“ insbesondere in der Naturkostbranche erwartet und vorausgesetzt. Es sei umso wichtiger, die getroffenen Maßnahmen aktiv und transparent zu kommunizieren. „Für den Kunden ist ein Lkw erst einmal ein Lkw, ob Diesel- oder Biomethan-betrieben“, schilderte Hallerbach. Der ganze Prozess der Logistikkette müsse erklärt werden, dann steige auch die Chance, höhere Frachtraten zu erzielen, um die hohen Investitionen schneller zu amortisieren. „Indem wir Tatsachen schaffen, Grüne Logistik sichtbar und erlebbar machen, zeigen wir Politik und Öffentlichkeit, was möglich ist“, resümierte der Naturkost-Logistiker über die Pläne der Firma.

Ambitionierte Ziele: Bis 2020 klimaneutrale Logistik

Der Naturkosthändler verfolgt das Ziel, bis 2020 die Distribution CO2-neutral zu organisieren. Der Fuhrpark umfasst neben CNG-Fahrzeugen, die mit Biomethan betrieben werden und Frigo-Trailern mit CO2-Kühlung, seit kurzem auch einen Hybrid-Lkw von Scania. Auch in der Lagertechnik setzt das Unternehmen auf umweltschonende Lösungen, etwa mit der Propangas-basierten Kühltechnik im Umschlaglager Möglingen. Um die Lieferstrecken in Süddeutschland zu verkürzen, hatte der Großhändler 2011 ein Lager mit dem Partner Tagwerk in Garching bei München eröffnet.

Der Politik zeigen, was möglich ist

Einigkeit unter den Fachleuten auf dem Forum herrschte darüber, dass künftig je nach Anwendungsfall verschiedene Antriebsarten zum Einsatz kommen würden. Konsens war auch, dass diese sich ohne die Schaffung geeigneter Infrastrukturen nicht rasch und in größerer Stückzahl durchsetzen werden. „Technisch ist die Welt zu retten, aber wir müssen das politisch auch wollen und umsetzen“, brachte Mario Männlein, Nachhaltigkeitsmanager von Iveco auf den Punkt. Er setzt dabei vor allem auf den Energieträger in den verschiedenen Ausprägungen CNG, LNG sowie Biomethan.

Stefan Ziegert von Scania Deutschland fügte hinzu, dass es mehr solcher „Leuchtturmkunden“ wie Bodan bedürfe, um die Praxistauglichkeit neuer Technologien wie des jüngst von dem schwedischen Hersteller lancierten Hybrid-Antriebs unter Beweis zu stellen. Flavio Cueni vom E-Lkw-Hersteller E Force One kündigte weitere Schritte in Sachen Elektrifizierung an: Neben einem 26-Tonner soll es auch eine Sattelzugmaschine sowie skalierbare Lithium-Akkus geben, mit der sich die E-Trucks je nach Bedarf konfigurieren ließen und man so mehr Nutzlast erhalten könne.

Clever: Kühlen mit wiederverwertetem CO2

Dass auch komponentenseitig große Potenziale zum Energiesparen bestehen, demonstrierte Kühlspezialist Thermo King, dessen Cryotech-Technologie bei Bodan im Einsatz ist. Dabei wird mit Hilfe von wiederverwertetem CO2 aus Abgasen, das aufbereitet und verflüssigt wurde, gekühlt. Bodan betreibt das System mit Hilfe einer großen Tankanlage auf dem Hof. Neben der Reduktion des CO2-Ausstoßes um 90 Prozent fallen bei der CO2-Kühlung keine Partikel und Stickoxide an. Außerdem läuft das Cryotech-Aggregat mit 58 dB(A) extrem leise und ermöglicht eine hohe Temperaturkonstanz, wie der Hersteller den Forums-Teilnehmern skizzierte. Generell sieht Thermo King aber auch in den konventionellen Systemen noch deutliches Einsparpotenzial. „In der Praxis wird die Möglichkeit des Aufladens über die Steckdose kaum genutzt, die meisten Fahrer lassen einfach den Motor laufen“, konstatierte Bernd Lipp von Thermo King.

Smart: Kühlen mit Solar-Unterstützung auf dem Dach

Eine weitere Möglichkeit zeigte der Kühlaggregathersteller TBV mit der solarunterstützten Kühlung auf. Dabei werden Photovoltaikpaneele auf dem Dach des Transporters oder Verteilers-Lkw kombiniert mit einem Lithium-Ionen-Akku, der im Palettenkasten untergebracht ist. So wird während der Auslieferung unterstützende Energie hinzugewonnen. Die elektrische Kühleinheit von Konvekta könne selbst bei Dunkelheit und Nachtbetrieb noch zwei bis vier Stunden nachkühlen oder heizen, erläuterte Christian Oser. Als Vorteile für den Kunden schilderte er den Teilnehmern des Forums, dass gleichzeitig gekühlt und geliefert werden könne, außer einem Lüfter keine Geräuschemissionen anfallen würden und das System dank eigener Batterie insbesondere auch für Elektrofahrzeuge geeignet sei. Die Mehrkosten von 6.000 bis 8.000 Euro sollen sich in drei bis vier Jahren amortisieren, auch weil Wartung, Service und generell der Verschleiß niedrig lägen.

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