Verteilerverkehr: Daimler präsentiert Prototyp eines 26-Tonnen-E-Trucks

Im Vorfeld der IAA Nutzfahrzeuge 2016 hat Daimler Trucks den Prototypen eines elektrisch fahrenden 26-Tonnen-Verteiler-Lkw vorgestellt. Der sogenannte Mercedes-Benz „Urban eTruck“ basiert auf dem Fahrgestell des Mercedes-Benz Antos. Er soll eine ähnliche Nutzlast bieten wie die Diesel-Pendants.
Daimler Trucks führte den Prototypen eines vollelektrisch angetriebenen Verteiler-Lkw, der auf dem MB Antos basiert, im Tarnkleid auf der Einfahrbahn in Stuttgart. (Foto: Daimler Trucks)
Daimler Trucks führte den Prototypen eines vollelektrisch angetriebenen Verteiler-Lkw, der auf dem MB Antos basiert, im Tarnkleid auf der Einfahrbahn in Stuttgart. (Foto: Daimler Trucks)
Johannes Reichel

Die Reichweite des vollelektrischen Lkw gibt der Hersteller mit bis zu 200 Kilometer an. Laut Daimler könnte das Fahrzeug bereits Anfang des nächsten Jahrzehnts, also in etwa vier Jahren, auf den Markt kommen. „Bislang war der Einsatz von Elektroantrieben im Lkw extrem limitiert. Mittlerweile entwickeln sich Kosten, Leistung und Ladedauer so rasant weiter, dass wir für den Verteilerverkehr jetzt eine Trendwende sehen: Die Zeit ist reif für den Elektro-Lkw“, betonte Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstand Daimler Trucks und Buses.

Bei leichten Verteiler-Lkw sei man mit dem Fuso Canter E-Cell bereits seit 2014 in intensiver Kundenerprobung. Nach Lissabon laufen die japanischen E-Trucks mittlerweile auch in der Stadt Stuttgart, wo vor kurzem mehrere Fuso Canter E-Cell in den Feldtest gingen. So liefert Hermes mit einem der Fahrzeuge Pakete aus. In Portugal sparten die E-Trucks laut Hersteller gegenüber den konventionellen Modellen 37 Prozent an CO2 ein und lagen um 64 Prozent niedriger in den Betriebskosten. „Mit dem Mercedes-Benz Urban eTruck elektrifizieren wir jetzt den schweren Verteilerverkehr bis 26 Tonnen. Wir wollen das elektrische Fahren so konsequent besetzen wie das autonome und vernetzte Fahren“, erklärte Bernhard bei einer Veranstaltung in Stuttgart.

Daimler Trucks erwartet, dass die Kosten für die Batterien eines vollelektrischen Lkw von 1997 bis 2025 um den Faktor 2,5 sinken werden – von 500 Euro/kWh auf 200 Euro/kWh. Gleichzeitig steige die Leistung in diesem Zeitraum um den gleichen Faktor von 80 Wh/kg auf 200 Wh/kg, so die Prognose. Mit der zunehmenden Urbanisierung und daraus resultierenden Umweltbelastungen rechnet Daimler zudem damit, dass immer mehr Cities die Einfahrt für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verbieten. „In Zukunft werden dort vollelektrische Lkw die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln oder anderen Gütern des täglichen Bedarfs sicherstellen“, prognostiziert der Hersteller.

Die Basis des Mercedes-Benz Urban eTruck bildet ein dreiachsiger Verteiler-Lkw von Mercedes-Benz, was der Antos-Reihe entsprechen würde. Statt des konventionellen Antriebsstrangs kommt eine elektrisch angetriebene Hinterachse mit Elektromotoren unmittelbar neben den Radnaben zum Einsatz. Ihre Maximalleistung beläuft sich auf 2 x 125 kW, das maximale Drehmoment 2 x 500 Nm. In Verbindung mit der Übersetzung erreicht das Drehmoment am Rad 11 000 Nm. Die neue Achse wurde abgeleitet aus der E-Achse des Mercedes-Benz Citaro Hybrid Busses. Für die Energieversorgung sorgt ein 212-kWh-Batteriepaket aus drei Modulen von Lithium-Ionen-Batterien. Daraus ergebe sich eine Reichweite von bis zu 200 km, gibt der Hersteller an. Das reicht bei weitem aus für eine typische Tagestour im städtischen Verteilerverkehr. Mittels des integrierten Konzepts der Antriebsachse mit radnabennahen Motoren fänden die Batterien crashsicher Platz innerhalb des Rahmens, beschreibt der Hersteller. Aufgeladen wird per CCS-Typ-2-System, was bei 100 kW Leistung die Akkus binnen zwei bis drei Stunden wieder auffüllen soll.

Bei der Nutzlast will man auf dem Niveau des konventionellen Modells liegen. Über die von der EU-Kommission ermöglichte Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für Lkw mit Alternativantrieb um bis zu eine Tonne soll das zusätzliche Gewicht durch den Elektroantrieb in Höhe von 1,7 Tonnen größtenteils ausgeglichen werden. Das zulässige Gesamtgewicht des Urban eTruck erhöhe sich so von 25 auf 26 Tonnen. Die Nutzlast sei damit nur noch 700 kg geringer als bei einem unmittelbar vergleichbaren Lkw mit Verbrennungsmotor, verspricht der Hersteller.

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